VERGESSEN - Nur du kennst das Geheimnis: Thriller – SPIEGEL Bestseller-Autorin (German Edition) by Douglas Claire

Autor:Douglas, Claire [Douglas, Claire]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Penguin Verlag
veröffentlicht: 2020-03-31T16:00:00+00:00

22

Ich sage den Mädchen, dass ich nach den Gästen sehen muss, und lasse sie widerstrebend im Spielzimmer zurück. Sobald ich den Flur betrete, werde ich von einem uniformierten Polizisten in Beschlag genommen, der kaum älter als Anfang zwanzig sein kann. Er stellt sich als Police Constable Avebury vor. Hinter ihm sehe ich das Spurensicherungsteam und einen Fotografen. Er kniet auf dem Boden und macht Aufnahmen von dem Blut auf den Fliesen.

»Sind Sie die Eigentümerin dieses Gästehauses?«, fragt er mich.

»Eine davon. Ja.«

»Wir müssen uns das Zimmer des Opfers ansehen.«

Des Opfers? Warum nennt er Selena so? Hegen sie etwa einen Verdacht?

Ich führe sie zu ihrem Zimmer. Ruby liegt schlafend im Bett, Julia sitzt daneben und blickt düster vor sich hin. Ich erkläre ihr, warum wir hier sind, woraufhin sie Ruby hochhebt, die sich in ihren Armen regt und die Augen öffnet, um sogleich den Kopf an Julias Schulter zu schmiegen. »Du kannst sie ins Spielzimmer bringen, wenn du magst«, schlage ich vor. »Die Mädchen sind dort und schauen fern.«

Sie nickt und lächelt traurig .

PC Avebury wendet sich an mich. »Vielen Dank«, sagt er. »Wir lassen Sie wissen, wenn wir fertig sind. Darf ich noch fragen, was Mrs. Perry gestern anhatte?«

Ich zeige auf den Klamottenhaufen in der Ecke. »Sie trug diesen schwarzen Jumpsuit da.«

»Okay. Vielen Dank. Wir sagen Bescheid, wenn wir fertig sind.«

Ich überlasse sie ihrer Arbeit und mache mich auf den Weg, um Kaffee aufzusetzen.

Nathan sitzt allein im Esszimmer. Als er mich sieht, springt er auf. »Die Polizei ist hier?«, fragt er. Er wirkt aufgekratzt, als habe er bereits zu viel Kaffee getrunken.

Ich nicke und erkläre, was sie gerade tun.

»Werden sie uns Fragen stellen?«

»Ich weiß nicht, Nathe«, erwidere ich gereizt. Ich bin müde und durcheinander und habe keinen Nerv für Nathans schräges Verhalten.

»Du darfst ihnen nicht erzählen, dass ich unten geschlafen habe. Das würde seltsam für mich aussehen.«

»Das habe ich auch nicht vor.«

»Bitte, Kirsty. Sag nichts. Ich verlange ja nicht von dir zu lügen, nur einfach, nichts zu sagen.« Er blickt mich so verzweifelt an, dass ich es ihm verspreche. Erst als ich mir eine Tasse Tee aufbrühe, frage ich mich, wovor Nathan eigentlich so große Angst hat.

Als Adrian eine Stunde später zurückkehrt, bin ich gerade in der Küche. Mum klammert sich an seinem Arm fest, als hinge ihr Leben von ihm ab. Die Polizei hat sie wohl nicht durch die Eingangstür gelassen, daher kommen sie durch den Garten.

Sobald sie durch die Terrassentür tritt, schließe ich sie in meine Arme, und zu meiner Überraschung erwidert sie die Umarmung. Ihr Haar streift meine Wange; sie riecht nach Desinfektionsmittel und etwas, das ich nicht ganz fassen kann … nach Krankenhausstationen und Tod.

»Ich kann nicht glauben, dass sie von uns gegangen ist«, flüstert sie mit heiserer, tränenerstickter Stimme.

»Ich auch nicht«, erwidere ich, und sogleich werden meine Augen wieder feucht.

Ich führe sie ins Esszimmer. Nathan sitzt immer noch allein mit einer Tasse Tee vor sich an einem der Tische. Als er uns sieht, steht er auf, wobei sein Gesicht ihren Kummer widerspiegelt. Er geht in die Küche, um auch uns einen Tee zu holen.

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